1.5 Grundbegriffe der Metrik
In diesem Kapitel werden die wichtigsten Grundbegriffe der Metrik eingeführt. Teilweise werden dadurch die soeben behandelten metrischen Zeichen und Abkürzungen genauer erklärt.
1.5.1 Versschema, Metrum, Fuss
Grundlage jeder metrischen Analyse eines Verses ist ein Versschema: Dieses stellt alle möglichen Kombinationen und Varianten dar. Bereits in Kapitel 1.1 wurde beispielsweise kurz auf das Verssschema des daktylischen Hexameters hingewiesen: 1 ‒ ⏔, 2 ‒ ⏔, 3 ‒ ⏔, 4 ‒ ⏔, 5 ‒ ⏔, 6 ‒ ×. Innerhalb des Versschemas ist oft ein Metrum die kleinste sich wiederholende Elementargruppe. Zu den bekanntesten in der römischen Antike verwendeten Metren gehören:
Daktylus, abgekürzt da (‒ ⏑ ⏑)
Jambus, abgekürzt ia (× ‒ ⏑ ‒)
Trochäus, abgekürzt tr (‒ ⏑ ‒×)
Entsprechend der Anzahl der verwendeten Metren kann von Monómeter (1), Dímeter (2), Trímeter (3), Tetrámeter (4), Pentámeter (5) und Hexámeter (6) gesprochen werden.
Im Anschluss an die antiken Metriker ist oft auch von Füssen die Rede. Bei den Daktylen entspricht ein Fuss einem Metrum. Beim Jambus und Trochäus hingegen entsprechen zwei Füsse einem Metrum. Ein jambischer Fuss wäre demnach ⏑ ‒, ein jambisches Metrum × ‒ ⏑ ‒.
Ein Beispiel für ein jambisches Versschema ist der jambische Trimeter, der aus drei jambischen Metren besteht: 1 × ‒ ⏑ ‒, 2 × ‒ ⏑ ‒, 3 × ‒ ⏑ ‒. Der Unterschied der Daktylen zu den anderen Versmassen lässt sich leicht erkennen, wenn man einen daktylischen Hexameter (bestehend aus 6 Füssen und 6 Metren) einem jambischen Trimeter (bestehend aus 6 Füssen, aber 3 Metren) gegenüberstellt.
Wenn man nicht die Metren, sondern die Füsse zählt, spricht man von Dipodie, Tripodie, Tetrapodie bzw. Quaternar, Pentapodie bzw. Quinar, Hexapodie bzw. Senar, Septenar, Oktonar.
Ist ein Metrum vor einer Pause, d.h. am Vers- oder Periodenende, unvollständig, wird dies Katalexe (κατάληξις „Endung, Schluss“) genannt. Wenn zum Beispiel ein trochäischer Quaternar im letzten Metrum um ein Element verkürzt ist, spricht man demnach von einem katalektischen trochäischen Quaternar.
Fehlt hingegen ein Element am Anfang, so wird der Begriff Akephalie (zu ἀ- und κεφαλή, „ohne“ und „Kopf“) verwendet. Katalexe und Akephalie können beide mit dem gleichen Zeichen () dargestellt werden, wobei dieses bei der Akephalie vor und bei der Katalexe nach der metrischen Abkürzung steht, also z.B. 6da für den katalektischen daktylischen Hexameter.
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