8.4 Alkäische Strophe
Die alkäische Strophe hat ihren Namen von Alkaios, dem etwa gleichzeitig wie Sappho wirkenden Dichter aus Lesbos (vgl. die Einleitung zu Kapitel 8). In seinen carmina verwendet Horaz die alkäische Strophe am häufigsten, an zweiter Stelle folgen die asklepiadeischen Strophen (vgl. Kapitel 8.5). Die alkäische Strophe ist eine Verbindung von zwei Elfsilblern, einem Neunsilbler und einem Zehnsilbler:
⏓ ‒ ⏑ ‒, ‒ ‒ ⏑ ⏑ ‒ ⏑ ⏓ ||
(alkäischer Elfsilbler = alkäischer Hendekasyllabus)
⏓ ‒ ⏑ ‒, ‒ ‒ ⏑ ⏑ ‒ ⏑ ⏓ ||
(alkäischer Elfsilbler = alkäischer Hendekasyllabus)
⏓ ‒, ⏑ ‒, ‒ ‒, ⏑ ‒, ⏓ ||
(alkäischer Neunsilbler = alkäischer Enneasyllabus)
‒ ⏑ ⏑, ‒ ⏑ ⏑ ‒, ⏑ ‒ ⏓ |||
(alkäischer Zehnsilbler = alkäischer Dekasyllabus)
Merkhilfen, die im Schema oben durch Kommata eingezeichnet sind: Der Elfsilbler besteht aus einem jambischen Metrum und einem akephalen Glykoneus; der Neunsilbler, der als einziges äolisches Kolon keine chorjambische Sequenz (‒ ⏑ ⏑ ‒) enthält, kann als katalektische jambische Pentapodie aufgefasst werden; der Zehnsilbler besteht aus der Abfolge Daktylus, Chorjambus, Bakcheus.
Als Alternative bietet es sich an, eine Strophe der bekannten Horaz-Ode 1,9 auswendig zu lernen. PDF der folgenden Übung zum Herunterladen. Analysieren Sie den Anfang des Liedes:
Vides ut alta stet nive candidum
Soracte nec iam sustineant onus
silvae laborantes geluque
flumina constiterint acuto.
dissolve frigus ligna super foco (5)
large reponens atque benignius
deprome quadrimum Sabina,
o Thaliarche, merum diota.
permitte divis cetera, qui simul
stravere ventos aequore fervido (10)
deproeliantis, nec cupressi
nec veteres agitantur orni.
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