4. Jambische Verse
Die jambischen Verse der lateinischen Dichtung können in zwei verschiedene Gruppen unterteilt werden. Die Verse nach griechischer Art (4.1) bestehen aus jambischen Metren (× ‒ ⏑ ‒), die Verse nach römischer Art (4.2) aus jambischen Füssen (× ‒). In der altlateinischen Dichtung herrscht noch die Gliederung in Füsse vor. Bei der Versifizierung mit Metren kann im Anschluss an Zgoll 2012, 112 Anm. 302 von einem ‚Gräzismus‘ gesprochen werden.
Da ein jambisches Metrum aus zwei jambischen Füssen besteht, enthalten beispielsweise ein jambischer Quaternar und ein jambischer Dimeter gleich viele Elemente (vgl. zu diesen Begriffen Kapitel 1.5.1). Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass mit Metren gebaute Verse an dritter Stelle eine feste Kürze haben. Daher sind diese Jamben nach griechischer Art in der Regel einfacher zu skandieren und werden in dieser Einführung aus didaktischen Gründen zuerst behandelt.
Ein jambischer Dimeter hat demzufolge grundsätzlich das Schema × ‒ ⏑ ‒, × ‒ ⏑ ‒ (mit Abtrennung der Metren), ein jambischer Quaternar hingegen das Schema × ‒, × ‒, × ‒, × ‒ (mit Abtrennung der Füsse).
Im Unterschied zu den daktylischen Versen können bei den jambischen Versen auch die Längen durch zwei Kürzen aufgelöst werden (⏕). Beim elementum anceps (×) kann zudem eine Länge (‒), eine Kürze (⏑) oder eine Doppelkürze (⏑⏑) auftreten. Jambische Versstrukturen sind daher viel verschiedenartiger und häufig auch schwieriger zu analysieren als daktylische Hexameter.
Hinweis: In der Forschung wurden einige Gesetzmässigkeiten bei den Auflösungen in Doppelkürzen entdeckt. In dieser Einführung wird auf die Behandlung solcher Regeln verzichtet. Wenn Sie je auf Begriffe wie ‚Regel von Ritschl‘ oder ‚Regel von Hermann-Lachmann‘ stossen, finden Sie in Boldrini 1999, 76-85 und Zgoll 2012, 176-181 Erläuterungen dazu.
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