4.2 Jambische Verse nach römischer Art (mit Füssen)
4.2.1 Jambischer Quaternar
Der akatelektische jambische Quaternar ist ziemlich selten. Das oben in der Einleitung zu Kapitel 4 bereits kurz erwähnte Grundschema (× ‒, × ‒, × ‒, × ‒) ist noch dahingehend zu ergänzen, dass die Längen durch zwei Kürzen aufgelöst werden können und dass im letzten Jambus eine feste Kürze üblich sowie am Periodenende brevis in longo (vgl. Kapitel 2.3) möglich ist:
1 × ⏕, 2 × ⏕, 3 × ⏕, 4 ⏑ ×
Ein Beispiel hierfür ist Plaut. Amph. 1073 (mit Angabe der Silbenquantitäten):
nūmn(am) hūnc pērcūssīt Iūppĭtĕr?
Ein etwas komplizierteres Beispiel liegt in Plaut. Capt. 206 vor. Hier sind Anceps des ersten und Länge des zweiten Fusses durch eine Doppelkürze aufgelöst (mit Angabe der Silbenquantitäten):
quĭd ă nōbīs mĕtŭīt? scīmŭ(s) nōs [zum -s in scimus vgl. Kapitel 2.8 unter (e)]
Der folgende Vers aus Plautus (Capt. 507a) kann auch als jambischer Quaternar analysiert werden. Was ist allerdings besonders daran (Hilfe aus dem Wörterbuch: īlĭcō)?
inde ilico praevortor …
Die Silben in Plaut. Capt. 507a sind folgendermassen zu messen: īnd(e) īlĭcō prāevōrtōr … Prosodie: Elision bei ind(e); die Endung von pravortor wird im Altlatein lang gemessen (vgl. Kapitel 2.9). Da der Vers am Ende um ein Element verkürzt ist, handelt es sich um einen katalektischen jambischen Quaternar. |
Können Sie auch Capt. 507b (… domum, postquam id actum est) metrisch beschreiben?
Die zweite Hälfte des Verses (Capt. 507b) ist folgendermassen zu skandieren (mit einer Elision und einer Prodelision gemäss Kapitel 2.6): … dŏmūm, pōstqu(am) ĭd āctūm (e)st; Die Abfolge ⏑ ‒ ‒ wird mit ‚Bakcheus‘ bezeichnet (vgl. Kapitel 7.2). Der katalektische jambische Quaternar ist in diesem Plautus-Vers demnach mit einem bakcheischen Dimeter verbunden. Vgl. dazu Crusius/Rubenbauer 21955, 92f. |
4.2.2 Jambischer Oktonar
In der Mitte der acht jambischen Füsse des Oktonars hat es normalerweise eine Mitteldiärese, vor der (wie am Versende) eine feste Kürze üblich und brevis in longo möglich ist:
1 × ⏕, 2 × ⏕, 3 × ⏕, 4 ⏑ ×, ⁞ 5 × ⏕, 6 × ⏕, 7 × ⏕, 8 ⏑ ×
Ist dies in einer Verspartie durchgehend der Fall, muss auch eine Analyse mit jambischen Quaternaren (vgl. oben Kapitel 4.2.1) und ein Druck auf doppelt so vielen Zeilen erwogen werden. Sind hingegen Verse ohne Mitteldiärese eingestreut, ist eine Analyse mit Oktonaren überzeugender. Diese Verse ohne Mitteldiärese enthalten dann meist eine Zäsur nach dem 9., seltener auch nach dem 7. Element:
1 × ⏕, 2 × ⏕, 3 × ⏕, 4 × ⁚ ⏕, 5 × ⁝ ⏕, 6 × ⏕, 7 × ⏕, 8 ⏑ ×
Ein Beispiel mit Mitteldiärese findet sich in Plaut. Men. 1001 (mit Angabe der Silbenquantitäten):
Prō d(i) īmmōrtālēs, ōbsĕcrō, | quĭd ĕg(o) ŏcŭlīs āspĭcĭō mĕīs?
Als weitere Beispiele seien Ter. Andr. 262 mit Zäsur nach dem 9. und Ter. Andr. 398 mit Zäsur nach dem 7. Element genannt (mit Angabe der Silbenquantitäten):
Ter. Andr. 262: tūm pătrĭ(s) pŭdōr, quī mē tām lēnī | pāssŭs ēst ănĭm(o) ūsqu(e) ădhūc
Ter. Andr. 398: ălĭ(am) ōtĭōsūs quāerēt: | īntĕrĕ(a) ălĭquĭd āccĭdĕrīt bŏnī.
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