1.5.3 Zäsur, Diärese, Brücke
Neben den Längen und Kürzen sind in einem bestimmten Versmass oft auch die Wortenden regelmässig verteilt. Bei geforderten oder erstrebten Einschnitten innerhalb eines Verses hat sich eine Unterscheidung in die Begriffe ‚Zäsur‘ und ‚Diärese‘ eingebürgert.
Eine Zäsur (lat. caesura „Einschnitt“) bezeichnet ein gefordertes oder erstrebtes Wortende innerhalb eines Metrums. Ein Einschnitt an folgender Stelle im Hexameter wird deshalb Zäsur genannt:
1 ‒ ⏔, 2 ‒ | ⏔, 3 ‒ ⏔, 4 ‒ ⏔, 5 ‒ ⏔, 6 ‒ ×
(Einschnitt nach der zweiten Länge, innerhalb eines Metrums).
Eine Diärese (von διαίρεσις „Trennung“, dt. oft auch „Dihärese“ geschrieben) hingegen bezeichnet ein gefordertes oder erstrebtes Wortende zwischen zwei Metren. Ein Einschnitt an folgender Stelle im Hexameter wird deshalb Diärese genannt:
1 ‒ ⏔ , 2 ‒ ⏔, 3 ‒ ⏔, 4 ‒ ⏔, | 5 ‒ ⏔, 6 ‒ ×
(Einschnitt nach dem vierten Metrum, zwischen zwei Metren).
Die Notwendigkeit der Wortenden kann durch verschiedene metrische Zeichen ausgedrückt werden: | (regelmässiges Wortende), ⁞ (erstrebtes Wortende), ⁝ (häufiges Wortende) und ⁚ (weniger häufiges Wortende).
An denjenigen Stellen hingegen, an denen ein Wortende gemieden wird, spricht man von Brücken. Damit sind diese so etwas wie das Gegenstück zu den Zäsuren und Diäresen. Das folgende metrische Zeichen bedeutet, dass zwischen den zwei Längen in einem Versmass ein Wortende vermieden wird: ‒ ͡ ‒.
Literaturhinweise: Das erste Kapitel basiert insbesondere auf Boldrini 1999, 1-27, Crusius/Rubenbauer 21955, 1-4.29-42, Drexler 1967, 9-27 und Zgoll 2012, 15-36.57-85.
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