4.4 Lyrische Jamben und Trochäen
Die lyrischen Jamben und Trochäen werden in diesem Kapitel gemeinsam behandelt, da in beiden Systemen einzelne Elemente unterdrückt werden können, und es sogar unklar sein kann, ob Jamben oder Trochäen vorliegen, weil der grundlegende Rhythmus (ein Wechsel von Längen und Kürzen) der gleiche ist. Lyrische Jamben und Trochäen sind bereits in der frühgriechischen Lyrik und dann insbesondere in der attischen Komödie gebräuchlich.
Zu den jambischen und trochäischen Metren werden oft auch Metren hinzugefügt, welche als synkopierte (von συγκόπτω "verkürzen") Jamben oder Trochäen verstanden werden können.
ba | Baccheus (⏑ ‒ ‒) |
sp | Spondeus (‒ ‒) |
cr | Creticus (‒ ⏑ ‒) |
mol | Molossus (‒ ‒ ‒) |
ith (=lec ̭) | Ithyphallicus (‒ ⏑ ‒ ⏑ ‒ ‒) |
lec (= ̭2ia=cr+ia=2tr ̭) | Lekythion (‒ ⏑ ‒ ⏒ ‒ ⏑ ‒) |
(Ein "skandalös unernst[er]" Merkspruch – so heisst es zumindest bei Snell 41982, 70 – zum Ithyphallicus: "Íthyphállikúm-bum". Hierbei entsprechen die griechischen Längen den deutschen Betonungen, vgl. Kapitel 1.2. Versuchen Sie, sich auch die anderen Begriffe einzuprägen.)
Skandieren Sie die folgenden zwei Passagen, von denen eine jambisch und eine trochäisch ist. Eine der beiden Partien ist mit oben beschriebenen Verkürzungen durchsetzt.
Text (1): Aristophanes, Acharner 929-936, ein Gespräch zwischen dem Chor (Χο.) und dem Protagonisten Dikaiopolis (Δι.). Zeilensetzung und Text sind der Ausgabe von Olson 2002 entnommen.
Χο. |
ἔνδησον, ὦ βέλτιστε, τῷ ξένῳ καλῶς τὴν ἐμπολὴν οὕτως ὅπως ἂν μὴ φέρων κατάξῃ. (929-931) |
Δι. |
ἐμοὶ μελήσει ταῦτ’, ἐπεί τοι καὶ ψοφεῖ λάλον τι καὶ πυρορραγὲς κἄλλως θεοῖσιν ἐχθρόν. (933-934) |
Χο. | τί χρήσεταί ποτ’ αὐτῷ; (935) |
Δι. | πάγχρηστον ἄγγος ἔσται· |
Text (2): Aristophanes, Vögel 1470-1475, der Vögelchor singt. Zeilensetzung und Text sind der Ausgabe von Dunbar 1995 entnommen.
Χο. |
πολλὰ δὴ καὶ καινὰ καὶ θαυ- (1470) |
|
μάστ’ ἐπεπτόμεσθα καὶ |
|
δεινὰ πράγματ’ εἴδομεν. |
ἔστι γὰρ δένδρον πεφυκὸς |
ἔκτοπόν τι Καρδίας ἀ- |
πωτέρω Κλεώνυμος, (1475) |
Hinweis zur Sekundärliteratur: Metrische Analysen dieser beiden Partien aus Aristophanes-Komödien findet man z.B. in den Kommentaren von Olson 2002 bzw. Dunbar 1995 zu den entsprechenden Stellen. Vielfach sind Kommentare zu den antiken Texten ein guter Ausgangspunkt bei metrischen Unklarheiten.
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